Ende gut, alles gut

Denken Sie an den letzten Roman, den Sie gelesen haben: Woran erinnern Sie sich besonders gut? Bestimmt sind es interessante Charaktere, spannende Wendungen oder berührende Szenen, aber sicherlich auch das Ende. Es verhält sich damit wie bei einem köstlichen Menü: Der richtige Abschluss kann das Erlebnis abrunden und unvergesslich machen. Ein Fehlgriff jedoch verdirbt das Gesamtbild wie ein schlechter Nachgeschmack. Das Ende eines Romans will also sorgfältig geschrieben sein.
Natürlich gibt es dafür keine einfache Schablone, die sich jeder Geschichte überstülpen ließe. Ein gelungenes Ende ist immer eines, das zum Buch passt und zu dem, was Sie sagen möchten. Es kommt auch auf das Genre an: Ein Liebesroman mit offenem Ende dürfte viele Leser*innen enttäuschen.
Wir von Vindobona stellen Ihnen fünf grundlegende Möglichkeiten vor, Ihren Roman gekonnt enden zu lassen, sodass er im Gedächtnis bleibt, weiterempfohlen und wieder gelesen wird.

Das Beste kommt zum Schluss: 5 Tipps für Ihr Romanende
Das glückliche Ende
Die klassische Struktur einer Geschichte folgt einem Spannungsbogen, der sich am Ende auflöst. Bei sehr vielen Romanen ist diese Auflösung eine positive hin zu einem glücklichen Ende. Die Lesenden erwarten die Erleichterung, dass nach all den Abenteuern und Wirrungen doch noch alles gut ausgeht, dass etwa das Liebespaar sein Glück miteinander findet oder der Bösewicht besiegt wird. Jedoch sollten sich die Konflikte und Probleme nicht zu früh auflösen. Und es gilt, eine feine Balance zwischen der Erfüllung der Erwartung auf ein happy end und schlichter Vorhersehbarkeit zu treffen.
Das düstere Ende
Es gibt Geschichten, zu denen ein glückliches Ende einfach nicht passt. Ein Schluss muss vor allem glaubwürdig sein. Ein tragischer Ausgang kann die Aussage eines Romans verstärken, gerade bei einer Dystopie wie in „Alles, was wir geben mussten“ von Kazuo Ishiguro. Außerdem kennen wohl die meisten Lesebegeisterten die Erfahrung, dass es durchaus angenehm ist, über einem traurigen Buch ein paar Tränen zu verdrücken. Schon Aristoteles kannte das Phänomen der Katharsis aus dem griechischen Drama: Beim Genuss des Werkes durchlebt das Publikum Emotionen wie Furcht und Mitleiden und kann sich in dieser Form von schwierigen Gefühlen erleichtern. Ein besonders berühmtes trauriges Ende der Literaturgeschichte findet sich in Johann Wolfgang von Goethes Erzählung „Die Leiden des jungen Werther“.

Das offene Ende
Diese Art, einen Roman zu beenden, fordert die Lesenden: Sie können sich selbst Gedanken machen, wie es mit der Geschichte weitergeht oder wie sie zu deuten ist. Ein offenes oder ambivalentes Ende eignet sich daher besonders gut für nachdenkliche Bücher, die keine einfache Auflösung oder eine eindeutige Moral der Geschichte präsentieren wollen. Ein sehr gelungenes Beispiel ist „Der Report der Magd“ von Margaret Atwood.
Ein solcher Schluss kann aber auch eine andere Funktion haben: Wenn Sie schon eine Fortsetzung Ihres Romans planen, macht ein offenes Ende neugierig auf den nächsten Band.
Allerdings ist Vorsicht geboten: Sie sollten keinesfalls alle oder die wichtigsten Handlungsstränge offenlassen. Eine gewisse Auflösung des Spannungsbogens ist notwendig. Das offene Ende will besonders sorgfältig durchdacht sein. Es soll schließlich nicht der Eindruck entstehen, Sie hätten einfach mitten in der Geschichte aufgehört.

Die unerwartete Wendung
Die Lesenden ahnen schon, wie die Geschichte ausgeht – doch dann kommt alles anders. Eine unerwartete Wendung zum Schluss kann sehr spannend und reizvoll sein, eben weil sie mit Gewohnheiten und Erwartungen bricht. Jedoch ist auch hier Feingefühl gefragt. Die Wendung sollte nicht darin bestehen, dass ein deus ex machina plötzlich aus dem Nichts auftaucht und alle Probleme der Protagonist*innen löst. Dies erkennen die Lesenden leicht als bequemen Trick. Außerdem sollte sich der Schluss dennoch logisch in die Handlung einfügen und glaubwürdig sein. Ein Beispiel für eine virtuose Wendung ist das Ende von Agatha Christies Krimi „Und dann gabs keines mehr“.
Der Epilog
Die eigentliche Handlung ist vorbei, aber Sie wollen mehr über das weitere Leben der Romanfiguren verraten als „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“? Ein Epilog ermöglicht genau das, oft mit einem größeren Zeitsprung. Der Epilog zeigt außerdem, dass die Geschichte endgültig vorbei ist, dass zum Beispiel bei einer Romanserie keine weiteren Bände mehr folgen werden. Ein Beispiel ist „Die Tribute von Panem – Flammender Zorn“ von Suzanne Collins. Wenn Sie einen Epilog verwenden, sollten Sie darauf achten, die Handlung des Romans schon zuvor befriedigend zu einem Abschluss kommen zu lassen. Der Epilog ist nicht der richtige Ort für unerwartete Entwicklungen oder Figuren ohne Verbindung zur vorherigen Geschichte.
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