Die Lyrik im Wandel der Zeiten
Von Koryphäen wie Rainer Maria Rilke und Ingeborg Bachmann über die mittelalterliche Minnesänger-Schar bis zu Apoll und seiner Lyra am Olymp – die Kunst von Reimen und Versen hat eine lange, allgegenwärtige Tradition. Dabei reicht der Fundus weit über das, was wir mit Lyrik assoziieren, hinaus. Fernab vom Olymp oder mittelalterlichen Burgen wurde gleichsam gedichtet: Das traditionelle Haiku stammt aus Japan und beschreibt die kürzeste Gedichtform der Welt, und im Laufe des letzten Jahrhunderts haben (oftmals akademische) Anstrengungen Anthologien afrikanischer Literatur zusammengetragen, die bisher weitgehend unbekannt war.
Gerade in einer vorschriftlichen Zeit waren Reime und Vorträge das beste Mittel, um Geschichten zu übertragen, und stemmten das kulturelle Gedankengut auf ihren Schultern. Doch was ist daraus geworden? Wie viele Menschen haben noch richtige Gedichtbände zuhause – und in welchem Verhältnis stehen diese zu Romanen oder Kurzgeschichten? Wenn Sie in die Buchhandlung gehen, finden Sie vielleicht noch eine kleine Abteilung, die der alten Dichtkunst gewidmet ist – neben unzähligen zeitgenössischen Büchern zu Politik und Wirtschaft, Ratgebern zur (vermeintlich) besseren Lebensführung oder prickelnden Dark-Romance-Romanen. Wir begeben uns auf die Spur der Lyrik und finden heraus, wie sie sich heutzutage schlägt.
Poetry Slams – Eine neue Bühne für die »Dichterschlacht«
Die Poetry Slams – zu Deutsch etwa »Dichterschlacht« – sind ursprünglich in den 80er-Jahren in den Vereinigten Staaten entstanden und haben sich danach schnell über die ganze Welt ausgebreitet. Es handelt sich um Wettbewerbe, bei denen Teilnehmer ihre selbstgeschriebenen Texte vortragen. Dabei gibt es nur wenige, simple Regeln zu beachten: Der Text muss selbstgeschrieben sein und der Vortrag muss innerhalb eines zuvor festgelegten Zeitlimits bleiben.
Keine dieser Regeln besagt, dass es sich bei den vorgetragenen Werken explizit um Lyrik handeln muss – doch das Format bietet sich natürlich für Gedichte besonders an. Dass stimmliche Performanz und selbst Körpersprache als Mittel der Präsentation auch in die Beurteilung miteinfließen können, legt den Vergleich zu den fahrenden Sängern und Dichtern nur noch näher. Der einzige Wermutstropfen für Apoll und Konsorten: Es dürfen keine Instrumente eingesetzt werden.
Im deutschsprachigen Raum ist der Poetry Slam besonders beliebt und hat einen geradezu kometenhaften Aufstieg als Event speziell für junge Künstlerinnen und Künstler hingelegt. Anders als in seiner amerikanischen Heimat, wo der Poetry Slam oft auch als Plattform für Sozialkritik genutzt wird, stehen im deutschsprachigen Raum humorvolle und satirische Vorträge hoch im Kurs. Die akademische Rezeption ist gemischt, doch wie heißt es so schön: Geschmäcker sind unterschiedlich.
Der Poetry Slam ist übrigens auch eine vielversprechende Möglichkeit, seine Lyrik unter Leute zu bringen. Weitere, bewährte Erfolgsstrategien zur Vermarktung von Lyrik finden Sie in diesem Artikel.
Lyrik im neuen Gewand
Die Nachfahren der Dichtkunst begleiten uns heute auf eine so alltägliche Art und Weise, dass wir sie oft gar nicht mehr als solche erkennen. Was zeichnet sich durch Strophen, Wiederholungen, melodische Klänge und häufig auch Reime aus? Richtig, Musik!
Von der Chansonsängerin über das Pop-Sternchen bis zum Deutschrapper gibt es doch bei aller Diversität gewisse Grundelemente, an die sich Musikstücke halten. Die unzähligen Subgenres innerhalb der Musikszene zeugen nur davon, wie viele Gesichter Lyrik heute annehmen kann. Und hier ist freilich nur von den Texten selbst die Rede – die instrumentale Begleitung erlaubt nur noch weitere, zahlreiche Ausprägungen.
Das gereimte, geschriebene Wort
Die Verbreitung von Schrift, Bildung und insbesondere des Buchdruckes hat es dem Roman erlaubt, in die Leben und Haushalte einer Vielzahl von Menschen vorzudringen. Lyrik hingegen war nie so auf die Schrift angewiesen und bediente sich eher des Mediums öffentlicher Aufführungen. Dennoch ist der Siegeszug des niedergeschriebenen Wortes auch am Gedicht nicht spurlos vorübergegangen, und nicht nur Klassiker wurden für die Ewigkeit festgehalten. Auch die Herausgabe neuer lyrischer Texte erfolgt heutzutage zumeist in Buchform, wo sie sich wacker im Angesicht der epischen Übermacht behaupten.
Lyrik ist eine andere Form des Lesens, und auch eine andere Form des Schreibens. Während der Prosa endlos viele Worte und Seiten zur Verfügung stehen, um eine Szene, ein Gefühl, ein Ereignis zu beschreiben, muss sich das Gedicht an strengere, einengende Konventionen halten. Nicht zu Unrecht wird die Lyrik daher oft als die »Königsdisziplin des Schreibens« bezeichnet, und sie zu schaffen oder zu konsumieren stellt besonders hohe Ansprüche.
Thomas Kunst, Robert Schindel, Friederike Mayröcker oder Erika Burkart haben bewiesen, dass Gedichtbände für ein anspruchsvolles Liebhaberpublikum auch in modernen Jahren ihre Berechtigung haben.
Lyrik zählt auch zu den Säulen des Vindobona Verlages. Gerade weil die Ansprüche an Gedichte so hoch sind und Romane oder Sachbücher die Oberhand gewinnen, sind wir stolz darauf, jedes Jahr auch etliche Gedichtbände erscheinen zu lassen.
In »Was ich in mir trage« teilt Autor und Dichter Robert Fripp seine Gedanken zu den Themen Leid, Tod, aber auch Liebe und Hoffnung mit uns und überrascht uns mit der Vielseitigkeit des Lebens.
Poetische Texte und Betrachtungen stellt Rudolf Pernusch in seinem Band »Schöne Aussichten – oder?« an. Ihne Hoffnung gibt es keine Zukunft, ist der Autor überzeugt. Als Poet hat er einen besonders guten Blick auf die lichten Stellen des Lebens, den er in seinem Band überzeugend für uns freilegt.
Manuskripten aus dem lyrischen Bereich eine Chance zu geben ist ein großes Anliegen unseres Verlagshauses, denn wir sind der Meinung, dass Dichtung kein alter Hut ist! Haben auch Sie schon klingende Reime gefertigt? Dann schicken Sie uns noch heute Ihr Manuskript zu einer unverbindlichen Prüfung zu.




