In Form gebracht
Sie haben das Jahr mit einem neuen Buchprojekt begonnen? Ihr Neujahrsvorsatz, ein Buch zu schreiben, will endlich umgesetzt werden? Ihre Geschichte ist ausgereift und bereit, der Welt erzählt zu werden? Dann sollten Sie nicht länger warten. Doch eine Idee ist leichter gedacht als eine Geschichte geschrieben. Vor allem, wenn die letzten Schreibexerzitien schon eine Weile her sind, kann es schwer sein, einen Anfang zu finden. Für den Fall, dass Ihre Technik sich in den Winterschlaf verabschiedet hat, haben wir ein paar Schreibübungen für Sie vorbereitet. Denn auch ein*e Künstler*in will aufgewärmt sein, bevor sie oder er sich wieder ans Werk macht. Gehen Sie den Übungen nach, spielen Sie, schaffen Sie, schreiben Sie und verlieren Sie nie den Spaß an der Sache. Der innere Kritiker hat im kreativen Prozess Schweigepause. Sie werden sehen, Sie sind schneller wieder in Form, als Sie denken. Vielleicht müssen Sie Ihren Vorsatz schneller als Sie denken, durch diesen neuen ersetzen: „Einen Verlag für mein Buch finden.“ Wir vom Vindobona Verlag würden uns freuen, wenn Sie uns hier Ihr Manuskript zu einer ersten Prüfung anvertrauen. Wir wünschen Ihnen viel Freude mit diesen fünf Schreibübungen. „Kreativität bedeutet in Wirklichkeit, Magie zu strukturieren“, Anne Kent Rush.
Fünf Schreibübungen für Ihr neues Buchprojekt
1. Wegwerfprodukt
Wenn Sie schreiben, entsteht immer auch ein Wegwerfprodukt: die Angst vor dem Versagen. Die können Sie gemeinsam mit dieser Übung aus Ihrem Unterbewusstsein aussortieren. Die Aufgabe besteht darin, absichtlich schlecht zu schreiben. Spicken Sie einen Text von der Länge einer Seite mit allem, was für Sie einen schlechten Text ausmacht. Übertreiben Sie oder schreiben Sie so nüchtern wie eine Stenographiermaschine. Schmücken Sie den Text mit mehr Adverbien, als Sie zählen können oder schreiben Sie Satz für Satz im passiven Stil. Am Ende werden Sie nicht nur erkennen, was einen schlechten Schreibstil für Sie ausmacht, sondern auch, was Sie schon alles über das Schreiben gelernt haben. Sie dürfen sich guten Gewissens vertrauen. Zum Schluss werfen Sie den Zettel gemeinsam mit Ihren Versagensängsten in den Müll. Diese Übung kann unglaublich befreiend sein und das Selbstvertrauen vor dem Wiedereinstieg ungemein aufbauen!
2. Sichtwechsel
Um authentisch zu schreiben, ist es wichtig, sich in die Perspektive aller Ihrer Figuren einfühlen zu können. Um mehr Gespür und Empathie für alle Ihre Protagonist*innen zu entwickeln, eignet sich folgende Aufgabe: Suchen Sie ein Märchen, eine Sage oder auch eine Bibelerzählung, die Ihnen vertraut ist, und schreiben Sie sie aus der Perspektive einer Nebenfigur nieder. Zum Beispiel könnten Sie die berühmte Sage von Perseus, der Medusa den Kopf abschlägt, aus der Perspektive der Gorgone erzählen. Oder Sie ergründen die Psyche des Rumpelstilzchens, bevor es den Pakt mit der Müllerstochter beschließt. Lernen Sie, wie wichtig es ist, die Vergangenheit und Gegenwart aller Ihrer Figuren zu kennen, um sie authentisch zu gestalten.
3. Beobachtungsgabe
Wenn wir Menschen beschreiben, tun wir das unbewusst immer wieder auf die gleiche Weise. Zu oft konzentrieren wir uns nur auf die Augen, die Haltung oder den Kleidungsstil. Dadurch entgehen uns manchmal Details, die eine Figur erst interessant machen. Schulen Sie Ihre Beobachtungsgabe. Setzen Sie sich in ein Café oder auf eine Parkbank, holen Sie Ihr Notizbuch hervor und suchen Sie nach einer Person, die Sie beschreiben wollen. Schreiben Sie nun alles nieder, was Ihnen auffällt. Wenn Sie fertig sind, suchen Sie bewusst nach Aspekten, die Sie ausgespart haben – und schreiben Sie über diese noch mindestens eine weitere halbe Seite. Durch diese Übung werden Sie lernen, auch das ins Auge zu fassen, was dem Alltagsblick vielleicht entgeht. Alternativ lässt sich diese Übung übrigens auch wunderbar mit einer Figur aus Ihrer Erinnerung praktizieren.
4. Seitenwechsel
Um vielschichtige, vielseitige Geschichten zu schreiben, ist es wichtig, sich von Stereotypen und Vorurteilen zu lösen. Um den eigenen Horizont zu erweitern, ist es essentiell, regelmäßig die Perspektive von anderen Menschen einzunehmen. Kehren Sie daher das Muster von Übung Drei um und versuchen Sie nun, sich selbst aus der Perspektive dieser anderen Person zu beschreiben. Kann es sein, dass Selbst- und Fremdbild völlig verschieden sind?
5. Aussprache
Therapeutischen Effekt verspricht diese Übung für gute Dialoge: Sicher haben Sie schon einmal ein Gespräch geführt, in dem Sie nicht alles gesagt haben, was Ihnen auf den Lippen gelegen ist. Jetzt ist die Zeit für eine Aussprache gekommen. Rekonstruieren Sie die Diskussion oder den Streit aus Ihrem Gedächtnis und denken Sie vor allem an alles, was unausgesprochen geblieben ist. Schreiben Sie den Dialog nieder. Wo Ihre Erinnerung Sie im Stich lässt, lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf. Wichtig ist aber, dass Sie sich nicht zurückhalten oder zensieren und alles aufschreiben, was Sie hätten sagen wollen. Am Ende haben Sie sich nicht nur von Altlasten befreit, sondern vielleicht auch die Grundlage für eine spannende Szene in Ihrem nächsten Buch geschaffen.
Sie sind schon einen Schritt weiter und wollen Ihr Buch bei einem Verlag vorstellen? In diesem Beitrag finden Sie Tipps und Tricks zum Schreiben Ihres Exposés.