Der Club der (jungen) toten Dichter

Im hohen Alter auf ein langes, produktives, der Schriftstellerei gewidmetes Leben zurückblicken – das ist wohl die malerische Vision des krönenden Abschlusses für viele Autorinnen und Autoren. Die Mutter von „Pippi Langstrumpf“, Astrid Lindgren, verstarb mit 94 Jahren und nach einer etwa 50-jährigen Karriere als Autorin. Der mittlerweile über 80-jährige Österreicher Peter Handke wurde 2019 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Manche stiegen gar erst recht spät ins Schreiberleben ein: Bram Stoker, der Vater von „Dracula“ etwa, veröffentlichte seine berühmte Vampirgeschichte mit 50.
Doch manchen Autorinnen und Autoren war kein so langes Zeitfenster beschieden, um ihr schriftstellerisches Schaffen zu entfalten und der Welt der Literatur ihren Stempel aufzudrücken. Geschafft haben sie es trotzdem – wir vom Vindobona Verlag stellen Ihnen einen „Club der (jungen) toten Dichter“ vor, bestehend aus virtuosen Künstlerinnen und Künstlern, die zwar kein hohes Alter, dafür die literarische Unsterblichkeit erreicht haben.

Georg Büchner – Ein kurzes, aber vielfältiges Leben
Der im frühen 19. Jahrhundert in Hessen geborene Karl Georg Büchner hat in seinem kurzen Leben viel ausprobiert. Nicht nur als Schriftsteller hat er für Aufsehen gesorgt, sondern hinterließ vor allem auch ein Vermächtnis als Naturwissenschaftler und Arzt, legte er doch wichtige Grundsteine für die moderne Psychosomatik. Dass Büchner nicht beabsichtigte, es in seinem Leben ruhig angehen zu lassen, zeigt auch sein literarisches Werk. „Dantons Tod“ (1835) und „Woyzeck“ (1837) spiegeln nicht nur seine medizinischen Hintergründe, sondern auch seine politische Positionierung wider. Büchners Werke zeugen von einer beharrlichen Opposition zu wirklichkeitsfremder, romantisierender Dichtung und einem politisch rebellischen Naturell, das ihm nicht nur Freunde gemacht hat und ihn selbst mit dem Gesetz in Konflikt gebracht hat. „Dantons Tod“ sollte sogar im Eiltempo veröffentlicht werden, weil Büchner Geld brauchte, um eine Flucht zu finanzieren.
Büchner erkrankte im Frühjahr 1837, im Alter von nur 23 Jahren, schwer an Typhus und starb nur knapp zwei Wochen später. Zwischen seiner ersten Veröffentlichung in einer Flugschrift – mit dem für ihn passenden, reißerischen Titel „Friede den Hütten, Krieg den Palästen!“ – und seinem Tod lagen nur knapp drei Jahre.

Albertine Sarrazin – Ein Star aus der Gosse
Eine ähnlich turbulente Biografie kann die Französin Albertine Sarrazin vorlegen, die exakt 100 Jahre nach Büchners Tod in eine andere Welt hineingeboren wurde. Adoptiert, als Kind missbraucht und in Erziehungsanstalten abgeschoben, steht ihre Jugend unter äußerst rauen Vorzeichen, die sie sogar bis ins Gefängnis brachten, aus dem sie mehrfach ausbrach und dann einen ihrer Komplizen heiratete. Dies war nicht die Zusammenfassung eines Romans, sondern Sarrazins eigene Biografie, die schon klingt wie eine richtige Räuberpistole.
Ihre ersten Romane, „Der Astragal“ und „Kassiber“, nahmen ebenfalls in Form von Notizen hinter Gefängnismauern erstmals Gestalt an. 1964 hatte das Ehepaar Sarrazin seine Strafen abgesessen und lebte wieder in Freiheit. Albertine widmete sich ihrem schriftstellerischen Schaffen und avancierte schnell von der Kriminellen zur Berühmtheit mit spannender Biografie. Doch sie sollte nicht lange Gelegenheit haben, von dieser süßen Seite des Lebens zu kosten. Albertine Sarrazin starb 1967 bei einer Nierenoperation im Alter von nur 29 Jahren. Ihr Ehemann Julien, ebenfalls als Autor tätig, starb erst 1991.

Georg Trakl – Postum zum Poeten
Aus gehobeneren Kreisen und literaturaffinerem Hause stammte der 1887 geborene österreichische Schriftsteller Georg Trakl. Das Schreiben begleitete ihn schon früh in seinem Leben, das trotz seiner vermeintlich begünstigenden Ausgangsposition von schulischen Misserfolgen und Erfahrungen mit diversen Rausch- und Suchtmitteln nicht verschont geblieben ist. Nach seiner Graduierung als Pharmazeut, die er doch noch absolvieren konnte, kam er 1912 nach Innsbruck, wo sich sein literarisches Schaffen schließlich entfalten sollte. 1914 wurde er in den Sanitätsdienst des Heeres einberufen und so in den Ersten Weltkrieg hineingezogen.
Mehr über die Literatur der Kriegszeit lesen Sie auch in diesem Artikel.
Der durch Drogen und Alkohol ohnehin schon labile Trakl wurde davon schwer gezeichnet und bis zum Suizidversuch getrieben. Im November des gleichen Jahres starb er schließlich an einer Überdosis Kokain in Krakau, wo er seine letzten Tage in einem Militärhospital verbrachte. Etliche seiner Schriften wurden erst nach seinem Tod veröffentlicht. Diese kurzen, aber ereignisreichen Leben boten die Kulisse für wenige, dafür einflussreiche literarische Werke.
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