Wann ist es Zeit, ein Buch aufzugeben? Wir verraten Ihnen sechs Indizien, die Ihnen zeigen, wann Sie ein Buchprojekt loslassen sollten.
Schluss. Punkt.
Wann ist es Zeit, ein Buch aufzugeben? Eine Geschichte loszulassen? Eine Idee zu zerstreuen, wie Asche im Wind? Diese Frage beschäftigte schon viele Schriftsteller. Nicht wenige beantworteten sie mit schierer Zerstörungswut. Der britische Dichter Lord Byron zum Beispiel versuchte sich mehrmals vergeblich an einer Novelle, deren mehr als 200 Seiten er schließlich verbrannte. Pyromanische Züge entwickelte auch der umstrittene Autor Marquis de Sade, der die 6.000 Seiten seines letzten, züngelnden Romans den nicht minder züngelnden Flammen überantwortete. Bekannt ist auch Kafka für Selbstzweifel, die einen Teil seines Werks so sehr sabotierten, dass er es vernichtete. Selbst seine berühmtesten Werke, wie etwa »Der Prozess« oder »Das Schloss« wären der Welt verborgen geblieben, hätte Max Brod sie nicht vor Kafkas Vernichtungswahn bewahrt.
Beispiele für Bücher, die vernichtet wurden, noch bevor sie in Druck gehen konnten, gibt es viele. Und der Verlust an wahrhaftigen Meisterwerken, die wir nie hatten, ist unermesslich. Doch genau dieser Umstand macht die Frage, wann die Zeit reif ist, um ein Buchprojekt zu beenden, so schwierig. Woher soll ein Autor wissen, ob der Wunsch, sein Buch zu beenden, der eigenen Wahrheit oder den eigenen Zweifeln entspringt? Vorschnell sollte man eine solche Entscheidung nicht treffen. Aus diesem Grund haben wir vom Vindobona Verlag Ihnen eine Liste an Kriterien zusammengestellt, mit deren Hilfe Sie entscheiden können, wann wirklich die Zeit ist, ein Buch aufzugeben.
Wann ist es Zeit, ein Buch aufzugeben?
Fehlende Leidenschaft
Wenn kaum etwas mehr Überwindung erfordert, als sich zum Schreiben an den Tisch zu setzen, dann ist das sicher ein schlechtes Zeichen für einen Schriftsteller. Auf keinen Fall sollten Sie den Fehler begehen, dieses Desinteresse auf sich selbst zu beziehen. Die Ursache für mangelnde Motivation hat ihren Ursprung meistens in dem Buch und nicht in dem, der es schreibt. Vielleicht hat die Geschichte, die Sie schreiben wollen, Ihren Reiz verloren. Oder aber es gibt aktuell ein anderes Thema, das Sie mehr beschäftigt. Die Bücher, die wir schreiben, sind immer auch Projektionen unserer selbst. Haben wir ein Thema erst durchgedacht und -gefühlt, wird es Zeit, sich einem neuen zuzuwenden. Mit den Büchern, die wir schreiben, verhält es sich oft ähnlich.
Fehler im Konzept
Es kann passieren, dass wir an einem gewissen Punkt unseres Buchprojekts ins Stocken geraten. Immer wieder setzen wir den Stift an, doch schreiben lässt sich nichts. Oft ist das der Zeitpunkt, an dem wir erkennen, dass wir uns in den Irrungen und Wirrungen unserer Geschichte verrannt haben. Manchmal kann ein Plot zu komplex werden. Wenn wir beim Schreiben einen Fehler begehen, lässt er sich nicht mehr korrigieren. Dann müssen wir von vorne anfangen. Ein Beispiel für einen Fehler im Konzept ist die falsche Wahl der Perspektive. Plötzlich erkennt man, dass sich die Geschichte aus Sicht des Protagonisten, den man zum Erzähler ernannt hat, gar nicht erzählen lässt. Oder aber der Autor hat zu viele verschiedene Handlungsstränge entwickelt, die sich nicht mehr zu einem großen Ganzen kombinieren lassen. In diesem Fall hilft nur, von vorne anzufangen oder das Buchprojekt ganz aufzugeben.
Weiterentwicklung der Fähigkeiten
Schreiben ist eine Fertigkeit, die sich, wie jede andere auch, weiterentwickeln, verfeinern, in ihrer Form vollenden kann. Gerade, wenn ein Autor sehr lange an einem Buch schreibt, kommt es vor, dass er sich mit dem Geschriebenen nicht mehr identifizieren kann. Das ist selbst den Größten, wie etwa Mark Twain oder Fitzgerald schon passiert, die sich an einem späteren Zeitpunkt ihrer Karriere von ihrem Frühwerk distanzierten. Nicht immer verändert sich der Stil eines Autors. Manchmal entwickelt sich auch die eigene Perspektive auf bestimmte Themen und Inhalte eines Romans weiter. Passiert das aber schon im Entstehungsprozess, wird es unmöglich, das Werk fortzuführen, ohne sich selbst zu verleumden. Dann ist es Zeit, ein Buch aufzugeben.
Fehlende Ressourcen
Manche Buchprojekte scheitern auch an mangelnden Ressourcen. Wenn Sie zum Beispiel ein Sachbuch über ein Thema schreiben, zu dem Ihnen die wichtigsten Recherchequellen verwehrt bleiben, sollten Sie einsehen, dass weiterschreiben keinen Sinn macht. Fehlen etwa Zeitzeugen oder aber sind wichtige Quellen vernichtet, dann ist es Zeit, das Scheitern des Projekts zu akzeptieren und sich einem neuen zuzuwenden. Auch Zeit ist ein Gut, das in den letzten Jahren rar geworden ist. Nur wenigen Schriftstellern ist es vergönnt, vom Schreiben zu leben. Die meisten, modernen Autoren gehen neben dem Schreiben auch noch einem anderen Beruf nach. Neben dem Alltag kann es schwierig werden, ausreichend Zeit zum Schreiben aufzubringen. Nicht immer müssen Sie Ihr Buchprojekt aber aufgeben, wenn Ihnen die Zeit zum Schreiben fehlt. Manchmal reicht es schon, sein Leben sinnvoll umzustrukturieren oder das Schreiben auf einen späteren Zeitpunkt zu vertagen.
Berechtigte Kritik
Einem Autor, der an seinem Buch arbeitet, fehlt oft die richtige Distanz zum eigenen Werk. Stockt der Schreibprozess ohne sichtlichen Grund, hilft ein geschärfter Blick von außen. Bitten Sie eine Person, die die notwendige Kompetenz für eine Bewertung mitbringt, um Feedback zu Ihrem Werk. Viele Lektoren bieten ihre Dienste auch für eine Zwischenbilanz an. Ein frischer, professioneller Blick auf ein Buch im Entstehungsprozess spürt schnell Fehler oder Mängel auf, die das Weiterschreiben verhindern. Nehmen Sie Hilfe in Anspruch, wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Finger krampfen. Andernfalls riskieren Sie eine Schreibblockade. Wichtig bleibt, dass Sie nur Kritik von Personen mit Literatur- und Lesekompetenz zulassen, wie etwa Lektoren oder Testleser. Personen ohne Fachkompetenz urteilen zum Nachteil des Autors oft nur nach ihrem subjektiven Empfinden. Wie und wo Sie kompetente Testleser finden, verraten wir Ihnen in diesem Artikel.
Schreibblockade
Ein so verbreiteter wie gefürchteter Grund für ein Buchprojekt, das zu scheitern droht, ist eine Schreibblockade. Bleibt Ihr Blatt leer, weil es an Ideen fehlt oder entwickeln Sie sogar Scheu oder Angst vor dem Schreiben, dann nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch. Eine Schreibblockade hat oft tief liegende Ursachen, die man nicht nur zur Liebe der schriftstellerischen Berufung aufspüren sollte. Bleiben Sie wohlwollend mit sich und betrachten Sie es von der positiven Seite: Eine tiefe Auseinandersetzung mit sich selbst macht sicher einen noch besseren Autor aus Ihnen.
Insgesamt sprechen aber immer mehr Gründe für ein Buchprojekt als gegen es. Die Freude, die Leidenschaft, die Potentiale, die ein selbst geschriebenes Buch mit sich bringen, sind wichtiger als jeder Zweifel. Wir vom Vindobona Verlag suchen noch nach vielversprechenden Manuskripten und werfen gerne einen Blick auf Ihr vollendetes Werk. Mehr Informationen finden Sie hier.
Sollten Sie dennoch zu dem Schluss kommen, dass Sie einen Schlusspunkt unter Ihr Buchprojekt setzen wollen, so machen Sie es nicht gleich wie Kafka. Es ist nicht notwendig, Ihr Werk zu vernichten. Oft reicht es auch, eine Pause einzulegen und sich erst dann wieder dem Projekt zu widmen, wenn seine Zeit gekommen ist.